US-Wahl | One Person One Vote

Donald Trump hat die Wahl zum Präsidenten er Vereinigten Staaten gewonnen und wird im Januar zum 45. Präsidenten inauguriert. Der Wahlkämpfer Trump hat mit sehr kontroversen – wenn nicht  mitunter menschenverachtenden – Sprüchen –  und/ oder hanebüchenen Ankündigungen die Berichterstattung  im letzten Jahr dominiert. So sehr, dass mehr Air-Time dafür verwendet wurde, leere Sprecherpulte zu zeigen, an denen Trump erscheinen würde, als Clintons innerparteilichen Konkurrent Bernie Sanders im Vorwahlkampf insgesamt in den Medien behandelt wurde. Trump war ein gutes Geschäft für amerikanische Fernsehsender. Les Moonves, CEO  von CBS, drückte es so aus: „Es ist vielleicht nicht gut für Amerika, aber er ist verdammt gut für CBS.“

Zwei unterschiedliche Wahlergebnisse

Doch es lohnt sich einen genaueren Blick auf das Wahlergebnis zu werfen. Ein für Außenstehende vielleicht ein wenig ungewohntes Konzept  ist das des „Electoral College“ – im Deutschen auch mit Wahlmännernkollegium übersetzt.  Die Anzahl der Wahlmänner bemisst sich an der Größe des Kongresses, bestehend aus Repräsentantenhaus (435 Mitglieder ), Senat (100 Mitglieder) und 3 weiteren Vertretern aus dem Distrikt Columbia. Die Wahlmänner verteilen sich auf die einzelnen Bundesstaaten, bspw. hat Texas 38 Wahlmänner und Kalifornien 55.  Bei dieser Wahl galt es also 538/2 = 269, also 270 Wahlmänner für sich zu gewinnen, indem man in einen Bundesstaat das höhere Wahlergebnis erzielt. Denn neben Demokraten und Republikaner treten in manchen Bundesländer auch dritte Parteien an, z.B.  Libertäre oder Grüne. Der Kandidat mit dem höheren Wahlergebnis bekommt alle Wahlmänner eines Bundesstaates, frei nach dem Motto:  „the winner takes it all!“  James Madison, einer der Gründerväter der US-Verfassung, wollte bei Wahl des Präsidenten sowohl auf die Bevölkerung als auf die Staaten Rücksicht nehmen und mit dem Electoral College eine Mischung gewährleisten. Nachlesen kann man das in den Federalist Papers  (No. 39).

Hier findet sich eine übersichtliche Darstellung¹, wie viele Personen eines Bundesstaates durch einen Wahlmann repräsentiert werden. Na, was fällt auch auf?  Ein Wahlmann in Wyoming repräsentiert einen geringeren Anteil der Bevölkerung als in Texas oder Kalifornien. Dementsprechend werden aus Wyoming auch weniger Wahlmänner in das Electoral College entsendet. Ergänzend findet sich hier eine Liste der Einwohner nach Bundesstaaten, prozentualen Anteil an der Gesamtbevölkerung.

'Anzahl der Einwohner pro Wahlmann', Wikipedia CC BY-SA 3.0

‚Anzahl der Einwohner pro Wahlmann‘ CC BY-SA 3.0

In vielen Staaten gibt es eine lange Tradition entweder Republikaner oder Demokraten zu wählen. Daher macht es für einen oder andere Seite nicht viel Sinn, in diesen Bundesländern zu werben, wenn die Aussicht auf Erfolg gering ist. Allerdings kann es passieren, dass die Bevölkerungsstruktur sich mittel- oder langfristig ändert und somit die politischen Präferenzen der Bürger.  Andere Bundesländer gelten als Swing States, d.h. de Bürger entscheiden sich mal für den einen oder den anderen Kandidaten. Daher konzentriert sich der der Wahlkampf beider Kampagnen häufig dort.

Bei dieser Wahl hat Trump hat 290 Wahlmänner hinter sich bringen können. Clinton lediglich 232. Sieht man sich allerdings an, wie viele Stimmen allerdings die beiden Kandidaten jeweils insgesamt erhalten haben, ergibt sich ein anderes Bild. Hier hat Clinton insgesamt 395 Tausend Stimmen² mehr geholt als Trump. Anders: den Electoral Vote hat sie verloren, aber den Popular Vote gewonnen. Das ist eine Besonderheit des US-Amerikanischen Wahlsystems.

Offene Fragen

  • An dieser Stelle überlegt selbst: Gilt jetzt, dass Prinzip „one person one vote?“ Oder anders, ist jede Stimme gleich viel wert, wenn man in einem Bundesstaat lebt, in dem Bevölkerungsdichte und Anzahl der Wahlmänner ein anderes Verhältnis ergeben als im Bundesstaat nebenan?
  • Nach dem Popular Vote hat Trump die Wahl verloren und insgesamt weniger Stimmen erhalten als Clinton. Ist das ein gerechtes Wahlsystem?
  • Was würde eigentlich passieren, wenn nur die absolute Anzahl der  abgegebenen Stimmen den Wahlausgang bestimmten? Insbesondere, wenn man ein einem Bundesstaat lebt, mit geringer Bevölkerungsdichte?

Kurze Denkpause … Eine Zusammenfassung findet findet sich hier bei TED-Ed:

 


¹Daten dieser Graphik sind von 2008.
²Es mag Unterschiede bei den Zahlen geben. Diese sind vom Guardian. Es fehlen zu diesem Zeitpunkt noch die letzten Ergebnisse aus den Briefwahlen.

Schreibe einen Kommentar